Marketing 4.0 ist in aller Munde. Doch was hat es mit dieser Nummerierung eigentlich auf sich? Dazu muss man wissen: Das Verständnis von Marketing und den richtigen Marketing-Strategien hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Eine wichtige Entwicklung ist hierbei der Weg weg vom „ursprünglichen“ produktorientierten Ansatz, hin zur Orientierung am Kunden. Dies ist auch heute noch aktuell. Aber was genau war vor 30, 40, 50 Jahren eigentlich anders? Und sind wir heute noch im Marketing 4.0, oder stehen wir nicht vielleicht schon vorm Übergang zur fünften Generation?

Wenn Sie bereit sind, legen wir jetzt den großen roten „Throwback“-Schalter um und klären genau diese Fragen!

Die Evolution von Marketing 1.0 bis Marketing 4.0

Kein Marketing 4.0 ohne 1.0

„Wir bitten Sie höflichst von diesem günstigen Angebot reichlich Gebrauch zu machen!“

Als wir diesen Satz in einer Werbeanzeige von 1929 gelesen haben, fiel uns auf, wo sich der Marketingansatz am drastischsten geändert hat: Beim Tonfall. Heute würden wir wohl schreiben: „Jetzt zuschlagen!“

Aber Spaß beiseite. Richtiges „Marketing“, also eine umfassende Werbe- und PR-Strategie, nahm seinen Lauf Mitte des 19. Jahrhunderts und zog sich bis in die 1950er Jahre. Hierbei sind die Übergänge zwischen den Epochen fließend – jede Quelle führt andere Jahreszahlen an.

Darüber, wie genau die Anfangstage des Marketings, also quasi das Marketing 1.0 aussah, spalten sich die Meinungen. Einige sind überzeugt, dass in dieser Epoche Unternehmen ihre Produkte dem Markt diktierten und somit die Konsumbedürfnisse bestimmten. Verbraucherbedürfnisse standen im Hintergrund, wenn auch die Produkte natürlich an der Marktnachfrage ausgerichtet waren. Andere wiederum meinen, dass hier erstmals Produkte entwickelt und beworben wurden, von denen VerbraucherInnen noch gar nicht wussten, dass sie sie im Alltag brauchen. Das bekannte Beispiel von Dr. Oetker wird dabei herangezogen: Dieser erfand 1893 das Backpulver und stieg zum Held der Bäcker, Konditoren und damaligen Hausfrauen auf.

Marketing 2.0 nimmt den Verbraucher wahr

Die grundsätzliche Ausrichtung änderte sich mit dem Übergang zum Marketing 2.0, dessen Beginn sich ungefähr in den 1970er-Jahren verordnen lässt. Die Marketingstrategie wurde verbraucherorientierter. Das lag unter anderem daran, dass den KonsumentInnen insgesamt mehr Informationen zur Verfügung standen – und damit auch mehr Alternativen! Die Unternehmen erkannten langsam: Wenn wir unsere Produkte an den Mann bringen wollen, müssen wir auch die Bedürfnisse und Wünsche unserer potenziellen KundInnen ansprechen. Der Wandel im Verständnis von Marketing zeigt sich gut in diesen drei Zitaten aus einem Fachartikel von Mircea Fuciu und Luigi Dumitrescu:

1971 “The permanent analysis of the demand on one hand and on the other hand, the development and usage of the means to satisfy this demand in the condition of having a profit
1974 “Marketing represents an entire system of economic activities regarding the programming, pricing, promotion and distribution of products and services meant to satisfy the needs of current and potential consumers
1976 “Marketing is a process of exchange between individuals and/or organizations which is concluded to the mutual benefit and satisfaction of the parties’”

Zusammengefasst: Im Marketing 2.0 wandte man sich bereits von der Vorstellung ab, dass nur das Verkaufen von Produkten oder Dienstleistungen von Relevanz ist. Eine Beziehung zwischen KundInnen und Unternehmen wurde immer wichtiger. Dieser Gedanke zog sich ab hier wie ein roter Faden durch die Marketing-Geschichte und ist auch heute, im Marketing 4.0, noch präsent.

Marketing 3.0 steht für einen beziehungsorientierten Ansatz

Nachdem dieses kundenorientierte Konzept im Marketing 2.0 seinen Ursprung fand, nahm es im Marketing 3.0 so richtig an Fahrt auf. Jetzt ging es nicht mehr nur darum, Wünsche und Bedürfnisse der KundInnen zu befriedigen, sondern auch deren Ziele und Träume. Das Marketing wurde in den 1980ern auf gewisse Weise spirituell, wenn wir es so nennen möchten. Unternehmen legten immer stärkeren Wert auf den Austausch, der sowohl KundInnen als auch den Jahresumsatz zum Strahlen bringen sollte. Produkte wurden nicht mehr vertikal vom Unternehmen zum Markt entwickelt. Stattdessen wurde die Produktentwicklung auch von der anderen Richtung ausgehend beeinflusst – also von konkreten Bedürfnissen der Verbraucher und anderen externen Faktoren. Das Markenbewusstsein wuchs, Nischenprodukte entstanden. Kleinere Unternehmen konnten jetzt gezielt in direkte Konkurrenz zu größeren Unternehmen antreten. Umso wichtiger wurde es in dieser Zeit, seine Zielgruppen im Blick zu haben und die potenziellen KundInnen punktgenau anzusprechen.

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Marketing 4.0 – das Internet hält Einzug

Lange Jahre reichte dieses Marketingkonzept völlig aus – bis das aktuelle Marketing 4.0 mit Internet, Social Media und fortschreitender Globalisierung Unternehmen beim Vermarkten vor neue Herausforderungen stellte und noch immer stellt. Die Menschen vernetzen sich heute immer mehr; sie tauschen sich überregional und international aus. Unternehmen und Unternehmenspraktiken werden transparenter. Gleichzeitig schnellt die Menge an Informationen in die Höhe, die potenzielle KundInnen vor der Entscheidung für ein Angebot bzw. einen Dienstleister einholen. Sie konsumieren nicht mehr nur angebotene Produkte, sondern beurteilen und bewerten sie öffentlich. So beeinflussen sie die Unternehmen und gestalten auf diese Art die Produktentwicklung mit.

Marketing 4.0 bringt außerdem einen gewissen Verdruss gegen klassische Marketingstrategien vergangener Zeiten mit sich. Störende Werbung blenden KonsumentInnen immer häufiger aus, sofern sie nicht explizit ihre aktuellen Bedürfnisse trifft. Mit der Folge, dass Marketing nun auch einen gewissen Mehrwert bieten muss, damit die so wichtige Beziehung zwischen Unternehmen und VerbraucherInnen ent- und bestehen kann. Die individuelle Kundenansprache ist mittlerweile extrem wichtig, der direkte Kontakt muss ermöglicht und gefördert werden. So wird Social Media ein neuer und essenzieller Bestandteil von Marketingstrategien.

Die Unternehmen stehen also vor der immer schwierigeren Aufgabe, die Kunden zufriedenzustellen. Doch Marketing 4.0 bringt in seiner Entwicklung auch eine große Chance: Denn weil viele mittlerweile ganz selbstverständlich einen Großteil des Tages online verbringen, können Unternehmen potenzielle KundInnen in fast jeder Situation zielgenau ansprechen.

Sind wir schon bei Marketing 5.0 angelangt?

Klar ist: Die Entwicklung des Marketing hört mit Marketing 4.0 nicht auf. Für viele Menschen sind das Internet und die zahlreichen Social-Media-Plattformen auch heute noch Neuland. Doch schon jetzt drängen sich bereits neue Technologien in den Vordergrund und versprechen völlig andere Möglichkeiten: Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Spracherkennung und Storytelling läuten das Zeitalter des Marketing 5.0 ein. Es bleibt spannend – sind Sie bereit?