Wer seine Kunden langfristig binden möchte, muss sie immer wieder aufs Neue begeistern. So viel ist klar. Wie das geht? Indem Sie zuerst Ihre Mitarbeiter begeistern! Nur dann kann Ihr Team mit seiner Leidenschaft ein Feuer entfachen, das sich in der Folge auf Ihre Kunden überträgt. Kurz gesagt: Mitarbeiterbegeisterung ist die Voraussetzung für Kundenbegeisterung. Und wie Sie sie erreichen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Schluss mit dem Trauerspiel: Weshalb Sie Ihre Mitarbeiter begeistern sollten
Ich habe bereits etliche Firmenchefs erlebt, die aus dem Jammern gar nicht mehr herauskamen: Es sei so schwer, gutes Personal zu finden, das Team würde nur seine Zeit absitzen und mit der Kundenbegeisterung sei das auch so eine Sache.
Falls Sie sich manchmal fragen, warum Ihren Mitarbeitern die Begeisterung abhanden gekommen ist – wenn sie denn überhaupt jemals da war -, lassen Sie sich gesagt sein: Es könnte an Ihnen liegen, denn Mitarbeiterbegeisterung lässt sich nicht einfach einfordern, sondern sie muss in einem Unternehmen in allen Bereichen gelebt werden. Konkret bedeutet das, dass Sie als Führungskraft dafür verantwortlich sind, die von Ihnen gewünschte Begeisterung überhaupt erst zu ermöglichen. Wie sollen Ihre Mitarbeiter in der Lage sein, sich voll auf die Kundenbedürfnisse zu konzentrieren, wenn sie völlig überlastet sind? Und wie sollen sie freundlich und herzlich mit den Kunden umgehen können, wenn intern nur geschimpft und gezetert wird?
Sie sehen schon: Mitarbeiterbegeisterung ist Chefsache, und es ist Ihre Aufgabe, für eine begeisternde Arbeitsatmosphäre zu sorgen, die vom Hausmeister bis zum Kundenberater jeden einzelnen Mitarbeiter erfasst.
Das klingt Ihnen zu aufwendig? Dann sehen Sie den wirtschaftlichen Vorteil, der sich für Sie daraus ergibt: Wenn Sie Ihre Mitarbeiter in die Lage versetzen, begeistert an die Arbeit zu gehen, werden auch Ihre Kunden begeistert sein. Und einen besseren Weg, um Käufer langfristig zu binden und der Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus zu sein, gibt es nicht.
Außerdem: Mitarbeiter, die begeistert zur Arbeit gehen, werden sehr wahrscheinlich auch privat von ihrem tollen Job erzählen und damit Werbung für Sie als Arbeitgeber machen. Die Mühe, passende Bewerber für vakante Stellen zu finden, ist damit passé.
Begeisternde Führungskräfte werden aktiv
In Unternehmen, deren Mitarbeiterbindung und Kundenzufriedenheit überdurchschnittlich hoch sind, werden Mitarbeiter gelobt, als Menschen geschätzt und bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung unterstützt. In der Theorie klingt das ganz einfach, doch die Praxis sieht häufig anders aus. Schon alleine deshalb, weil Führungskräfte und Mitarbeiter oft eine unterschiedliche Wahrnehmung der Dinge haben. „Warum macht der Meier das nicht? Ich habe ihm doch gesagt, was ich mir von ihm erwarte“, denkt sich die verärgerte Führungskraft. Und der demotivierte Mitarbeiter klagt: „Was will der Chef denn schon wieder? Ich weiß von nichts.“
Wer hat nun Recht? Oder anders gefragt: Wie kann es zu solchen Situationen kommen?
In der Regel ist eine mangelhafte Kommunikationsbasis dafür verantwortlich, wenn Mitarbeiter und Chef aneinander vorbeireden. Ziele und Erwartungen werden von Chefseite häufig zu spät oder unklar kommuniziert, und die Teammitglieder würden lieber ihre eigene Zunge zu verschlucken, als im Zweifel nachzufragen und damit möglicherweise ins Visier der Führungskraft zu rücken. Dass in einem solchen Umfeld keine Mitarbeiterbegeisterung entstehen kann, ist klar.
Wie geht es also besser? Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Erwartungen klar und offen kommunizieren, damit jeder Mitarbeiter genau weiß, was er zu tun hat. Für Rückfragen haben begeisternde Chefs immer eine offene Tür, denn nur dann können sie auch mit Fug und Recht erwarten, dass die von ihnen gesteckten Ziele erreicht werden.
Mindestens ebenso wichtig: Leben Sie das, was Sie sich von Ihren Mitarbeitern wünschen, selbst vor und geben Sie Ihrem Team ein bewusstes Feedback. Und Letzteres nicht nur dann, wenn Sie unzufrieden sind, sondern vor allem auch dann, wenn Ihre Leute gute Arbeit geleistet haben. Lob motiviert – und wird von vielen Angestellten schmerzlich vermisst.
Vielleicht wissen Sie aus Ihrem eigenen Erleben, wie schlecht es sich anfühlen kann, wenn man als Mitarbeiter ins Büro des Chefs zitiert wird. Viele Angestellte denken dann automatisch: Jetzt gibt es Ärger. Und zwar deshalb, weil sie es nicht anders kennen.
Begeisternde Unternehmen handeln anders und nehmen sich für positives Feedback genauso viel Zeit wie für negative Kritik. Warum fangen Sie nicht einfach mal damit an, Ihre Teammitglieder bei sich im Büro zu loben? Erkennen Sie gute Leistungen bewusst an und räumen Sie ihnen den Stellenwert ein, den sie verdienen.
Und falls Sie dennoch einmal kritisieren müssen: Hüten Sie sich vor möglicherweise unfairen Vorverurteilungen. Vielleicht ist es Ihnen auch schon einmal so gegangen, dass Sie für etwas niedergebügelt worden sind, das außerhalb Ihres Einflussbereiches lag. Dann wissen Sie, wie verheerend sich ein solches Erlebnis auf die Arbeitsmoral auswirken kann. Die Grundregel für Führungskräfte lautet deshalb: Erst beobachten, dann nachfragen und dann bewerten. Damit zeigen Sie, dass es mit der fairen und offenen Kommunikation ernst meinen, und Sie lernen im Gespräch möglicherweise Seiten an Ihren Mitarbeitern kennen, von denen Sie vorher nichts geahnt haben.
Sie bekommen mit, dass ein Mitarbeiter immer wieder auf sein Handy schielt, anstatt seine Arbeit zu machen? Dann packen Sie nicht gleich den Holzhammer aus, sondern geben Sie ihm die Chance, sich zu erklären. Möglicherweise liegt ja gerade ein enges Familienmitglied schwerkrank im Krankenhaus, und er hat das Bedürfnis, auf dem Laufenden bleiben. Falls Sie in dieser Situation auch noch auf ihn eindreschen, ist das Drama groß. Wenn Sie hingegen zuerst nachfragen, bekommen Sie die Chance, ihn mit einem spontanen Hilfsangebot zu begeistern. Zugegeben, die Regel ist das vermutlich nicht, doch Fairness muss sein. Und wenn Sie herausfinden, dass Ihr Mitarbeiter tatsächlich nur seine Zeit vertrödelt hat, ist immer noch Zeit für klare Ansagen.
Und noch etwas ist wichtig: Geben Sie sich bewusst Mühe, Ihre Leute kennenzulernen. Von Anfang an; nicht erst dann, wenn es kracht. Mitarbeiterbegeisterung entsteht, wenn Sie Ihre Teammitglieder entsprechend ihrer Stärken und Vorlieben einsetzen – und das kann eben nur passieren, wenn Sie genau wissen, worauf es Ihren Mitarbeitern ankommt. Nichts ist motivierender als das Gefühl, sich optimal einbringen zu können und bewusst in die Verantwortung genommen zu werden. Auf der anderen Seite ist es alles andere als begeisternd, wenn ein Mitarbeiter unter- oder überfordert wird. Machen Sie sich diese Tatsache bewusst und versuchen Sie, Ihr Team mit individuellen Förderungsansätzen voranzubringen.
Wenn Sie dazu noch auf kreative Begeisterungsideen setzen, die von Zeit zu Zeit den Alltag auflockern (was halten Sie zum Beispiel davon, die Kinder Ihrer Angestellten in den Schulferien zu einem Schnuppertag einzuladen?), haben Sie viel geleistet.
Mitarbeiterbegeisterung vom ersten Tag an
Wann sind Menschen begeistert? Wenn sie mehr bekommen als sie sich erwartet haben! Und das gilt auch für potenzielle neue Kollegen. Aus diesem Grund sollten Sie mit der Mitarbeiterbegeisterung bereits dort anfangen, wo Ihre gemeinsame Reise beginnt: beim Bewerbungsverfahren. Sicher kennen Sie die klassischen, trockenen Stellenausschreibungen, in denen interessierte Kandidaten dazu aufgefordert werden, ihre „aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen“ einzusenden. Falls Sie in einer Branche unterwegs sind, in der fähige Mitarbeiter händeringend gesucht werden, locken Sie damit allerdings keinen Bewerber mehr hinter dem Ofen hervor. Vor allem Top-Leute haben wirklich andere Möglichkeiten, als sich auf lieblos formulierte Stellenanzeigen zu bewerben. Was bedeutet das in der Konsequenz? Es bedeutet, dass die Begeisterung, die in Ihrem Unternehmen (hoffentlich bald) gelebt wird, bereits in der Ausschreibung zum Tragen kommen sollte. Werden Sie kreativ, und vor allem: Machen Sie potenziellen Kandidaten den Weg in Ihr Unternehmen so leicht wie möglich. Möglicherweise sitzt Ihr Traum-Kollege ja in diesem Moment „einigermaßen zufrieden“ in einem anderen Unternehmen und ist gar nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. Ist das der Fall, wird er sich selbst dann, wenn er zufällig auf Ihre Ausschreibung stößt, wohl eher nicht die Mühe machen, seine Bewerbungsunterlagen herauszusuchen. Wenn Sie es allerdings schaffen, ihn auf ungewöhnliche Weise anzusprechen und ihm eine barrierefreie Bewerbung zu ermöglichen, bekommen Sie möglicherweise die Chance, ihn in Ihr Team zu holen. Verführen statt behindern – das ist in begeisternden Unternehmen die Devise bei Bewerbungsverfahren. Dazu gehört natürlich auch, dass Sie sich über die Qualität Ihrer Vorstellungsgespräche Gedanken machen und Bewerbern möglichst zeitnah eine Rückmeldung geben. Im Idealfall erleben Sie dann die Situation, dass selbst Interessenten, die letztlich nicht genommen wurden, so begeistert von der Atmosphäre Ihres Unternehmens sind, dass sie immer wieder versuchen, bei Ihnen unterzukommen – und genau das ist die Leidenschaft, die Sie bei Ihren Mitarbeitern suchen.
Natürlich müssen den Worten auch Taten folgen. Und ob auf den ersten Begeisterungsrausch des Neuankömmlings die große Ernüchterung folgt, zeigt sich bereits an seinem ersten Arbeitstag. Die klassische Szene: Der neue Kollege kommt, bekommt mit ein paar einführenden Worten seinen Platz gezeigt – und wird dann völlig alleingelassen. Ein solches Verhalten demotiviert. Wie soll es auch anders sein, wenn der Neue völlig überfordert ist, weil er die Abläufe, Routinen und Kollegen nicht kennt? „Der findet sich schon noch ein“, ist dann die Haltung vieler Führungskräfte, die überhaupt nicht merken, wie viel der ursprünglichen Begeisterung sie damit im Keim ersticken. Wie geht es also besser? Nehmen Sie Ihren neuen Mitarbeiter an die Hand, stellen Sie ihm einen Mentor zur Seite und geben Sie ihm unmissverständlich zu verstehen, dass Sie sich über seine Anwesenheit freuen. Damit erzeugen Sie ein ungleich besseres Gefühl, als wenn Sie den Kollegen sofort ins kalte Wasser werfen. Sicher, früher oder später wird er das Schwimmen schon lernen – doch ob es ihm dann noch Freude bereitet, ist eine andere Frage.
Machen Sie sich also bewusst: Je mehr Hilfestellung Sie neuen Mitarbeitern geben, desto eher werden diese auch in der Lage sein, selbstbewusst an die Arbeit zu gehen und messbare Ergebnisse zu liefern.
Wer viel gibt, darf auch viel fordern
Sie haben sich vorgenommen, Ihre Mitarbeiter bewusst zu begeistern? Dann dürfen (und müssen) Sie dafür auch Leistung einfordern! Und zwar konsequent. Jedes Unternehmen kennt vermutlich Mitarbeiter, die intrigieren oder ständig Urlaub auf Krankenschein machen. Dieses Verhalten können Sie nicht tolerieren, wenn Ihnen das Thema Mitarbeiterbegeisterung wichtig ist. Denn ein einziger fauler Apfel ist in der Lage, die gesamte Kiste anzustecken, und wenn Sie das zulassen, ersticken Sie Ihre Begeisterungskultur im Keim. Werden Sie also aktiv – und zwar auch dann, wenn das für einen Mitarbeiter in letzter Konsequenz die Kündigung bedeutet.
Noch einmal: In einer begeisternden Unternehmenskultur wird offen kommuniziert, und es gibt klare Regeln, an die sich jedes Teammitglied zu halten hat. Möchte ein Mitarbeiter das nicht akzeptieren, muss er die Konsequenzen spüren. Vorausgesetzt natürlich, er bekommt eine entsprechende Vorwarnung. Die gelbe Karte muss aus Fairnessgründen sein.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit diesem Thema? Hinterlassen Sie mir gerne einen Kommentar!
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