Kennen Sie die Handynummer Ihres besten Freundes auswendig? Wissen Sie, wann die Menschen aus Ihrem engsten Kreise ihren Geburtstag feiern? – Wenn Sie solche Fragen mit einem „Ja“ beantworten können, gehören Sie zu den wenigen Ausnahmen in einer Zeit, in der unsere Smartphones uns an alles erinnern, was wir nicht vergessen sollten. Doch es gibt Situationen, sowohl im Privat- als auch im Geschäftsleben, in denen ein gutes Gedächtnis von Vorteil sein kann. Mein Kollege, Gedächtnistrainer und Speaker, Markus Hofmann hat das Gedächtnistraining perfektioniert. In diesem Gastbeitrag stellt er einige seiner Übungen kurz vor.

Manche Menschen fragen sich vielleicht: „Wozu benötige ich eigentlich ein besseres Gedächtnis? Ich habe doch genügend Hilfsmittel, die mir das Denken erleichtern.“ Das ist richtig, wir haben einen Terminkalender, einen Einkaufzettel, ein Adressbuch, das Internet und viele andere Dinge, die uns die Arbeit des Merkens abnehmen.

Gedächtnistrainer Markus Hofmann

Gedächtnistrainer Markus Hofmann

Meine Frage aber lautet: Wie würde sich Ihr Berufs- und Privatleben verändern, wenn Sie über einen abrufbaren Wissensschatz verfügten, der Sie viele alltägliche Situationen souverän meistern lässt? Angefangen beim sicheren Erinnern von Namen und Gesichtern beim Umgang mit Kunden und Mitarbeitern, über erstaunliches Fachwissen und sichere Argumentationsketten, die Sie in Meetings und Verhandlungen parat haben, bis hin zu den vielen To Dos, Fakten und Begebenheiten, die Sie im Alltag beherrschen sollen. Nahezu alles würde Ihnen deutlich leichter von der Hand gehen und Ihr Erfolg würde in allen Bereichen deutlich zunehmen.

Doch anstatt geistig am Ball zu bleiben verlagern wir unser Gedächtnis nach außen. Wir werden gedanklich unflexibel und verarmen geistig. Wie sollen wir kreative Höchstleistungen vollbringen, wenn keine Gedankenbahnen existieren, die das durchführen können? Wie wollen wir Transferwissen herstellen, wenn kein Grundwissen vorhanden ist, auf das wir zurückgreifen können? Wie wollen wir auch im Alter noch geistig fit sein, wenn wir schon jetzt beginnen, unser Gedächtnis zu vernachlässigen?

Deswegen ist es so enorm wichtig, unsere grauen Zellen wieder zu fördern und zu fordern.

Ich möchte Ihnen zeigen wie viel Spaß es macht, das Gedächtnis wieder auf Trab zu bringen. Schon nach kurzer Zeit erzielen Sie ungeahnte Erfolgserlebnisse.

Denken und machen Sie mit – nur Lesen reicht nicht aus! Erlauben Sie Ihrer Fantasie, die Bilder auch wirklich groß und in Farbe vor Ihrem geistigen Auge erscheinen zu lassen!

Gedächtnistraining bedeutet Geistige Aktivierung

Bevor wir mit dem eigentlichen Gedächtnistraining beginnen, möchte ich Sie geistig aktivieren.

Unser Gehirn ist nicht immer voll aktiv, sondern arbeitet wann immer möglich im Energiesparmodus. Erst wenn es gefordert wird, aktiviert es seine tatsächliche Leistungsfähigkeit.

Die folgende Übung dient dazu, Ihre Kreativität in Schwung zu bringen.

Schätzen Sie zuerst innerhalb von 5 Sekunden, wie viele Dreiecke Sie sehen. Danach geben Sie sich zwei Minuten Zeit, um zu zählen, wie viele Dreiecke es tatsächlich sind. Schauen Sie genau hin. Die Lösung finden Sie im Arbeitsblatt zu diesem Beitrag.

Dies ist nur eine von vielen Aufgaben, die es Ihnen ermöglichen, auf einem hohen Konzentrationsniveau zu verweilen. Hier kommt es nicht auf die Lösung an, sondern darauf, dass Sie sich mit der Aufgabe geistig herausfordern. Dadurch werden Ihre Gedanken fokussiert und Sie werden geistig flexibler.

Bleiben Sie gelassen

Es kann sein, dass Ihnen auch trotz spezieller Gedächtnistechniken Fehler beim Lernen unterlaufen. Ärgern Sie sich nicht darüber, denn das ist ganz normal. Freuen Sie sich über das, was Sie wussten und nehmen Sie eventuelle Fehler ruhig und gelassen zur Kenntnis. Das ist für den weiteren Lernprozess von großer Bedeutung.

Was passiert, wenn wir uns ärgern? Unser Organismus schüttet das Stresshormon Adrenalin aus. Das wiederum setzt sich zwischen die Verbindungsstellen der einzelnen Gehirnzellen, den Synapsen, fest. Die Folge ist, dass Ihr Gedankenstrom nicht mehr fließen kann. In diesem Zustand können Sie zwar körperliche Höchstleistungen vollbringen, haben aber gleichzeitig eine Denkblockade. Dies ist für das Lernen und Behalten von Informationen enorm kontraproduktiv.

Gehen Sie also mit der Einstellung an die Übungen heran, dass beim ersten Wiederholen Fehler erlaubt sind. Bei der zweiten Wiederholung wollen Sie dann ein wenig besser sein. Und bei der dritten Wiederholung wollen Sie einen Großteil der Informationen abspeichern können. Aber was machen Sie, wenn Sie nach dem dritten Mal noch immer nicht alle Informationen verinnerlicht haben? Genau! Ruhig und gelassen bleiben! Dann wiederholen Sie eben ein viertes Mal. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Je entspannter Sie an das Thema herangehen, umso leichter wird es Ihnen fallen.

Der Kreative Briefträger

Ein anderes Beispiel: Warum fällt es Ihnen so leicht jeden Tag Ihre Post zu finden? „Ganz einfach“, werden Sie sagen, „weil sie immer in meinem Briefkasten liegt.“ Angenommen Sie hätten einen kreativen Briefträger, der Ihre Post einmal in die Mikrowelle, dann in die Waschmaschine und am nächsten Tag in die Mülltonne legen würde. Das wäre die ersten Tage vielleicht noch amüsant. Spätestens nach einer Woche würden Sie ihn jedoch bitten, die Post wieder, wie gewohnt, in den Briefkasten zu legen.

Genauso verhält es sich mit den zahlreichen Informationen, die wir behalten wollen. Wir verhalten uns genauso wie der kreative Briefträger. Wenn wir Zahlen, Daten und Fakten abspeichern möchten, legen wir diese irgendwo im Gedächtnis ab, ohne zu überlegen, wie und wo wir sie wiederfinden können.

Gedächtnistraining mit der Körperliste

Um die im Gedächtnis abgelegten Informationen jederzeit wieder auffinden zu können, kann es daher hilfreich sein, virtuelle Briefkästen im Gedächtnis einzurichten. Dafür nehmen wir den Körper zur Hilfe. Gemeinsam werden wir nun einzelne Briefkästen festlegen. Zur idealen Umsetzung dieser Übung sollten Sie stehen. Mit Ihren Händen berühren Sie dann die folgenden Körperteile. Sie lernen ganzheitlich, indem Sie nicht nur lesen, sondern das Körperteil auch tatsächlich berühren. Je mehr Reize Sie beim Lernen einsetzen, z.B. lautes Vorsprechen, umso leichter werden Sie diese virtuellen Briefkästen abspeichern.

Berühren Sie nun nacheinander Ihre:

  1. Füße
  2. Knie
  3. Oberschenkel
  4. Gesäß
  5. Taille
  6. Brust
  7. Schulter
  8. Hals
  9. Gesicht
  10. Haare

Alle Techniken, die ich den Teilnehmern in meinen Seminaren zeige, zielen genau auf das bildliche Vorstellungsvermögen und Denken ab.

Wie Ihnen eine solche Liste beispielsweise im Verkaufsgespräch behilflich sein kann, das zeige ich Ihnen in dem Arbeitsblatt zu diesem Beitrag.

Namen und Gesichter

Auch wenn Sie sich einen neuen Namen merken möchten benötigen Sie einen mentalen Briefkasten, damit Sie diesen verbunden mit dem Gesicht des Namensträgers blitzschnell abspeichern und wieder abrufen können. Bevor sich diese Person vorstellt, suchen Sie sich ein charakteristisches Merkmal, welches Ihnen spontan ins Auge fällt, wenn Sie diese Person betrachten. Eigenheiten im Gesicht, wie ausgeprägte Falten, eine hohe Stirn, ein markanter Mittelscheitel, lange Kotletten, auffälliger Schmuck oder besondere Kleidung. Jetzt geht es darum, den Namen mit dem ausgewählten Briefkasten zu verknüpfen. Da der Name an sich kein Bild ist, müssen Sie diesen erst in ein Bild verwandeln. Ein Christian könnte zum Beispiel ein Kreuz symbolisieren. Ein Thomas eine Tomate und eine Anna eine Ananas. Wenn Sie sich z.B. die große Nase einer Person namens Thomas als Briefkasten merken dann könnten Sie in Gedanken die Tomate auf seiner Nase ausdrücken. Als Strategie empfehle ich Ihnen gängige Vor- und Nachnamen einmal auf einer Liste zu notieren und mit Bildern zu versehen. Der Vorteil ist, wenn Sie einen dieser Namen hören, brauchen Sie sich nicht mehr die Mühe machen, ein kreatives Bild dafür zu erstellen. Sie haben es sofort griffbereit.

Wie Sie sich Informationen abspeichern, ist Ihnen überlassen. Das entscheidende ist doch, dass Sie die Informationen behalten und wieder abrufen können. Die oben genannten Techniken sind nur zwei von Vielen mit denen Sie sich eine Fülle von Zahlen, Daten und Fakten im Kopf abspeichern können und damit Ihr Leben erleichtern und Ihre Mitmenschen zum Staunen bringen können.

Fotoquelle Titelbild: © fotolia / sveta